Zwischen Arbeit, Familie und geteilter Verantwortung
Kassel | Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer im Projekt Wirtschaft integriert bringt eine einzigartige Geschichte mit. Edris, Maler und Lackierer, stammt aus Afghanistan, dort ist er mehrsprachig aufgewachsen und spricht Afghanisch, Urdu und etwas Farsi. Er kam in jungen Jahren nach Deutschland und fand schnell den Weg zum Landesprojekt Wirtschaft integriert und dem Betrieb, der für ihn mehr als nur eine Arbeitsstätte werden sollte.„Eigentlich gehört Edris schon zur Familie“, sagt der Malermeister Larry Ullrich. Als Edris im Jahr 2015 in den Malerbetrieb Ullrich in Kassel kam, wusste er noch nicht, dass ihn mehr als nur ein gewöhnliches Praktikum erwartete. Obwohl der Betrieb nur Praktikant:innen mit Aussicht auf eine Ausbildung aufnimmt, bekam Edris eine Chance, und der Familienbetrieb Ullrich ein neues Familienmitglied.
Im Rahmen der Einstiegsqualifiziertung des Projektes Wirtschaft integriert machte Edris im gleichen Betrieb ein zweites, einjähriges Praktikum, das ihm dabei half die Abläufe im Betrieb und den Umgang zwischen Chef und Mitarbeiter:innen besser kennen und verstehen zu lernen. „Ich wollte eine Ausbildung machen und einen Abschluss haben, damit mein Arbeitsverhältnis gesichert ist“, sagt der junge Mann. Und so entscheidet er sich im Anschluss an sein Praktikum für die Ausbildungsbegleitung bei Wirtschaft integriert.
„Wir haben alles möglich gemacht, damit er seine Ausbildung bei uns machen kann und nicht ausgewiesen wird“, sagt Larry Ullrich. Wie viele anderen Auszubildenden mit Sprachförderbedarf hatten auch Edris Respekt vor den sprachlichen Herausforderungen, die mit der Berufsschule und einer Ausbildung verbunden sind. Der Fach- und Stützunterricht im Rahmen von Wirtschaft integriert half dabei sein Fachwissen aufzubauen und zu vertiefen, während die pädagogische Begleitung zusätzlich dabei half Unsicherheiten und Berührungsängste abzubauen. „Bei Wirtschaft integriert fühlt sich Edris sehr gut aufgefangen.“, so der Malermeister. „Ich brauche zwar noch etwas Unterstützung bei der Grammatik, aber mein Deutschverständnis ist viel besser geworden. Und allgemein bin ich viel selbstbewusster geworden. Früher habe ich mich nicht getraut in der Schule vor der Klasse zu sprechen, das ist heute anders“, sagt Edris stolz.
Die tägliche Arbeit im Betrieb ist für beide ein stetiger Lernprozess. Durch langsame und bewusste Sprache, Erklärungen und das Vormachen von Prozessen und Abläufen gelingt es Larry Ullrich täglich Fortschritte zu erzielen. In Gesprächen über Kultur, Tradition und Gepflogenheiten, entsteht ein interkultureller Dialog, in dem beide voneinander lernen und profitieren.
„Es wird einem nie langweilig und man lernt nie aus“, antwortet der Malermeister auf die Frage, was er anderen Betrieben empfehlen würde, die auch daran interessiert sind, einen Auszubildenden mit Sprachförderbedarf aufzunehmen. „Man sollte offen dafür sein, Abläufe und Prozesse ausführlicher zu beschreiben und eine Extraportion Geduld mitbringen. Dafür kann man einem Menschen beim Wachsen zusehen und beobachten, wie er sich entwickelt und verändert.“
Auch Edris würde seinen Freunden eine Teilnahme am Projekt Wirtschaft integriert empfehlen: „Wirtschaft integriert und mein Ausbildungsbetrieb haben mir dabei geholfen eine Zukunft in Deutschland aufzubauen und dafür bin ich sehr dankbar.“