Wenn aus einem Fluchtort eine neue Heimat wird – die Begleitung junger Menschen mit unterschiedlichsten Förderbedarfen durch ihre Ausbildung in abH
Kassel |
Für junge Menschen mit großen Herausforderungen in ihrer Ausbildung bietet das BWNW, im Auftrag der Agentur für Arbeit Kassel, die „ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH)“ an. Zielgruppe sind Auszubildende, deren Ausbildungserfolg gefährdet ist oder ihre anschließenden Chancen auf dem Arbeitsmarkt einen Förderbedarf erkennen lassen. Im Rahmen eines kombinierten Angebotes aus Stützkursen zu den jeweiligen Ausbildungsberufen, Kursen zu Grundlagenfächern wie Mathematik, Deutsch und PoWi sowie einer sozialpädagogischen Begleitung der Auszubildenden in ihrer Entwicklung und bei belastenden Problemen, betreut das Team aus Lehrkräften und sozialpädagogischen Mitarbeitenden die Teilnehmenden. Je nach Förderbedarf und Entwicklung, können die Teilnehmer*innen die Unterstützung für wenige Monate oder sogar in der gesamten Ausbildungszeit in Anspruch nehmen.
Dieses Projekt bietet auch unseren Mitarbeitenden regelmäßig spannende Erfolgsgeschichten wie die von Frau Sheekeba Nawabi, einer Kursteilnehmerin, die mit 16 Jahren, nach dreimonatiger Flucht, 2013 aus Afghanistan nach Deutschland kam und direkt damit begann, den deutschen Realschulabschluss nachzuholen und diesen bereits 2015 erreichte.
Im Rahmen der weiteren Bearbeitung ihres Flüchtlingsstatus wurde ihr und ihrer Familie als Wohnort Kassel zugewiesen, wo alle die Zeit bis zur Anerkennung als Flüchtlinge, nach der Genfer-Flüchtlings-Konvention, im Jahr 2017 mit viel sozialem Engagement im Bereich Seniorenpflege verbrachte.
Mit Erhalt der ausländerrechtlichen Erlaubnis zu deren Aufnahme, begann Sheekeba eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA), in der sie von Beginn an ein sehr großes Engagement zeigte. Sie hatte jedoch erhebliche Probleme, der Fachtheorie, aufgrund der Sprachbarriere, gerecht zu werden.
Dieses und zahlreiche Hilfestellungen rund um ihre Lebenssituation machten sie zu einem exemplarischen Fall für die Maßnahme abH, welche, verglichen mit vielen anderen Projekten, nicht erst integrativ vor Ausbildungsbeginn ansetzt, sondern Auszubildende individuell temporär begleitet, bis die jeweiligen Förderbedarfe erfolgreich bearbeitet wurden.
Deshalb meldete sich Sheekeba Anfang des zweiten Ausbildungsjahres für die abH an.
Schnell zeigte sich, dass sie zwar in einem Kurs für Deutsch als Fremdsprache gut aufgehoben wäre, welcher ihrer hohen Motivation allerdings nur ansatzweise gerecht wurde. Im Rahmen eines Stützkurses für Zahnmedizinische Fachangestellte erlernte sie Deutsch als Fach- und Fremdsprache auf muttersprachlichem Niveau bis zum Ende ihrer Ausbildung und besuchte zeitweise zusätzlich Deutsch- und PoWi-Kurse, um verschiedenste Themenfelder meistern zu können, die für sie von Relevanz waren. Im Verlauf der Förderung des BWNW nahm sie absolut zuverlässig nicht nur nach ihrem Feierabend und an Samstagen an den regulären Terminen teil, sondern erreichte gegen Ende der Förderung, als erste unserer Teilnehmenden überhaupt, ein Plus von über 100 Stunden Anwesenheit.
Sheekeba Nawabi beendete ihre Ausbildung mit der Endnote 1,7 und deshalb erhielt sie die Möglichkeit, zwischen mehreren Arbeitgebern, die ihr, neben dem Jobangebot, zusätzliche Sonderleistungen offerierten, zu wählen.
Neben ihrer beruflichen Tätigkeit als ZFA, startete sie direkt in eine aufbauende Ausbildung zur Prophylaxe-Assistentin, mit deren Abschluss sie sich sogar selbstständig machen könnte.
Als Auszeichnung für ihre beeindruckende Motivation und Leistungen als Teilnehmerin unserer Maßnahme, bedankte sich das BWNW nun bei Frau Sheekeba Nawabi mit einem Fachbuch für ihre weitere Ausbildung, welches seinerzeit auch ihrer bisherigen abH-Lehrerin Frau Rebecca Kollitz sehr gute Dienste leistete.
Wir vom BWNW wünschen ihr alles Gute in ihrem weiteren Werdegang, vielleicht kommt sie sogar in ein paar Jahren wieder zurück zu uns – als Lehrerin für neue junge Zahntechnikerinnen zum Beispiel…
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